2021 - Luxemburg

01. Oktober bis 03. Oktober 2021

Im Hinblick auf Corona hatten wir uns alle 2021 anders vorgestellt. Unsere Studienreise nach Luxemburg hatten wir hoffnungsvoll 1:1 um ein Jahr von 2020 auf 2021 verschoben. Das wir erneut über die Durchführung nachdenken müssen, hatten wir nicht erwartet. Wir haben uns dafür entschieden. Mit großer Freude über das Wiedersehen nach so langer Zeit starten wir am 02.10. mit 45 Kolleg*innen und Partner*innen mit dem Bus in Richtung Luxemburg.

Freitag: Anreisetag


Vom zentral in Kirchberg gelegenen Hotel Melia aus gehen wir nach einer kurzen Begrüßung zu Fuß und per Bahn (alle öffentlichen Verkehrsmittel sind in Luxemburg kotenfrei) zu einem Stadtspaziergang durch den europäischen Stadtteil Kirchberg, das Banken- und Finanzviertel Luxemburgs, u.a. mit Sitz des Europäische Gerichtshofs, der Europäische Rechnungshofs und der Europäischen Investitionsbank.

Nationalbibliothek

europäischer Rechnungshof

Nationales Sport- und Kulturzentrum



Ursprünglich in den 60 er Jahren als autogerechtes Quartier konzipiert, ist man heute bestrebt den Stadtteil in ein zusammenhängendes Stadtviertel hoher Identität, mit Durchmischung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit umzuwandeln. Wir besuchen den Fond Kirchberg. Dort erklärt man uns anhand eines Stadtteilmodells die Ziele der zukünftigen Stadtentwicklung. Die Ökologische Gestaltung des öffentlichen Raums und die Verbessrung der Lebensqualität auch zum Wohnen sind wesentliche Aspekte, die im Stadtbild bereits deutlich zu erkennen sind.
Bei unserem Rundgang sehen wir u.a. die Philharmonie, entworfen vom Französichen Architekten Christain de Portamparc, die Nationnalbibliothek von Bolle&Wilson, das Kraftwerk von Paul Bretz (2001), die ehemalige Hypovereinsbank entworfen von Richard Meier (1993), die Deutsche Bank von Gottfried Böhm (1991), in deren Foyer und die umfangreiche Kunstsammlung besonders fasziniert, die Philharmonie von Christin de Portzamparc (2005) etc. sowie die neu konzipierten Wohnviertel.

Philharmonie

ehemal. Hypovereinsbank Richard Meier



Nach einem anstrengenden Marsch und einer kleinen Regenerationspause im Hotel verbringen wir einen wunderbaren, geselligen Abend in der Brasserie Mansfeld.

2. Tag


Heute Vormittag erfahren wir viel über die Topographie der Stadt Luxemburg mit einem Schwerpunkt auf die moderne Architektur in der Altstadt.
Der Panoramalift von STDM Architekten hebt uns aus dem Tal der Alzette in das obere Stadtzentrum. Hier haben wir einen beeindruckenden Blick auf die von der Unseco geschützten Festungsmauern.



Musée National d’Historie et d’Art

Musée d’Histoire de la Ville


Unser Rundgang führt uns zu verschiedenen Gebäuden der Alt- und Oberstadt.
Beispielhaft für moderne Architektur sei hier das Musée National d’Historie et d’Art (MNHA) und das Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg genannt.
Wegen Platzmangel wurde die Erweiterungsplanung für das Musée National d’Historie et d’Art (MNHA) in die Hände der Stiftung für die Renovierung der Altstadt gelegt, die mit dem Luxemburger Architekturbüro Christian Bauer eine Erweiterung von ca. 1900 auf 4300 m³ und eine sensible Einbindung in den Altstadtbestand mit einer sehr überzeugenden Verbindung von Alt-t und Neubau realisiert hat.
Das Museumsgebäude des Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg, das von der luxemburgischen Architektin Conny Lentz geplant wurde, besteht aus bis zu acht Stockwerken und umfasst sowohl moderne Gebäudeteile, als auch vier Bürger- und Patrizierhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Das Museum mit bis zu 8 Geschossen ist ein weiteres, sehr überzeugendes Beispiel für die Verbindung von Moderner Architektur mit Historischer Bausubstanz.

Ein Eindruck der Corniche, einem Weg am Rand des Felsens auf dem die Altstadt Luxemburgs errichtet ist, darf nicht fehlen.
Durch das Tal der Alzette gelangen wir fußläufig zurück zum Hotel und starten von dort gegen Mittag mit dem Bus zur Kulturhauptstadt Europas 2022: Esch an der Alzette.

Nirgendwo in der Region wird der extreme Wandel von der Schwerindustrie zur modernen Dienstleistungsgesellschaft deutlicher als im Escher Stadtteil Belval. Zwei Hochöfen, heute markante Industriedenkmäler, wurden Ende der 1990er-Jahre stillgelegt.







Heute befinden sich in deren Schatten moderne Forschungseinrichtungen, die Universität, eine Bibliothek, Cafés, Restaurants, etc. In Zukunft sollen hier 7000 Menschen Wohnen und 20.000 Menschen arbeiten.
Ein Beispiel der neuen Architektur sind die Maison du Livre der Universität, entworfen von Valentiny hvp Architects. Diese wurde am Fuße des Hochofens B errichtet und ist eine geschickte Kombination aus Alt und Neu. Die alten Stahlkonstruktionen wurden gereinigt und neu gestrichen und von einer neuen Fassade umhüllt. Die Fassaden der Leseräume sind flach gehalten, während die auskragenden sechseckigen Räume natürliches, indirektes und weiches Arbeitslicht ermöglichen.


Maison du Savoir




Zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt wurde die Maison du Savoir (Haus des Wissens der Universität) nebenan, entworfen von Baumschlager Eberle. Die österreichischen Architekten brachten das Auditorium in einer Art riesigem Schwebebalken unter, der über den Platz auskragt.
Mit dem „maison du nombre“ und dem „maison des arts et des étudiants wurde das Gelände der Universität um zwei weitere markante Gebäude erweitert. Das „maison du nombre“ beherbergt das Rechenzentrum, eine Kühlzentrale sowie die wissenschaftlichen Institute Mathematik und Informatik. Die „maison des arts et des étudiants“ beinhaltet Künstlerateliers, Versammlungsräume für Studenten sowie einen großen Multifunktionssaal und dient als Begegnungsort für kulturelle und künstlerische Veranstaltungen sowie für Versammlungen der Universität. Die gegensätzlichen Funktionen der beiden Gebäude sind auch in der Architektur erkennbar: Dem im klar strukturierten, L-förmigen „maison du nombre“ wurde das skulpturale Kunst- und Studentenhaus gegenübergestellt.

Nach unserem intensiven Architekturrundgang besichtigen wir nach dem Mittagessen in einem der neuen Restaurants am Fuße der Hochöfen den stillgelegten Hochofen A. Über 180 Stufen gelangen wir Gießerplattform des Industriedenkmals in 40 m Höhe. Hier bietet sich ein grandioser Blick auf die Kulturstadt Esch.

Den Abend verbringen wir im Restaurent Elbarrio, in einem für Kirberg überraschendem, sehr authentisch gestaltetem spanischen Ambiente.

3. Tag


Unseren Rückreisetag erleben wir in der Region Schengen, auf den Spuren des Architekten Valentiny und beginnen mit einem intensiven Rundgang durch Remerchen. Uns überraschen die vielen relativ großen Projekte des Luxemburger Stararchitekten in dem relativ kleinen Ort. Valentiny hat seine ersten 10 Lebensjahre in Remerchen verbracht und somit wohl einen besonderen Bezug zum Ort.
Das Biodiversum beherbergt interaktive Ausstellungen auf 2 Etagen in einem Gebäude mit bemerkenswerter Architektur. Die beeindruckend konische Holzkonstruktion erinnert an einen umgestürzten Bootsrumpf oder keltische Langhäuser. Es wurde auf einer künstlichen Plattform an einem See gebaut.


Modell Biosphärenreservat

Biosphärenreservat

Jugendherberge



Bei einem Stadtrundgang sehen wir die Jugendherberge, die Schule und Wohnhäuser.
Wir besichtigen im Anschluss die Valentiny Foundation, die im Oktober 2016 erstmals ihre Türen geöffnet hat. Sie enthält einen Teil der architektonischen und künstlerischen Kreationen von François Valentiny. Zeichnungen, Skizzen, Skulpturen und Modelle zeigen, wie der Architekt sich und sein Werk über Jahre entwickelt hat. Das beeindruckende Gebäude ist in der alten Dorfschule untergebracht worden, die Valantiny als Kind besucht hat. Es wurde mit der futuristisch anmutenden Fassade ummantelt, der alte Schulhof überdacht und zu einem kleinen Konzertsaal umgebaut. Das Gebäude dient heute als Kulturzentrum und ist für Interessierte einen Besuch wert.







Schengen, das bekannteste Dorf der Welt ist der Abschluss unserer Reise.
Am 14. Juli 1985 fielen durch das Schengener Abkommen die Grenzkontrollen weg uns schafften uneingeschränkte Reisefreiheit in Europa die wir bis heute schätzen und genießen. Grenzschließungen durch Corona haben uns das noch einmal besonders deutlich gemacht.

Das Europäische Museum in Schengen wurde 2010 eingeweiht.
Der Entwurf des schlichten Quaderbaus ist ebenfalls von Valentiny. Der Eingangsbereich ist wie ein offenes Fenster zur Welt gestaltet.





Der grobe, beige Putz der Außenhaut ist verarbeitete Heimat-Erde und Heimat-Erbe. Architekt Valentiny hat mit dem Beimischen von Moselsand eine Art Schengener Putz erfunden. Valentiny möchte die Spuren der Zeit sichtbar machen, Prozesse der Verwitterung beim Holz und an der Fassade zulassen. Er sagt: „In ärmlichen, ländlichen Gegenden hat man die Häuser immer nur verputzt, nie gestrichen. Für mich hat das viel mehr Tiefe und Seele, als ein synthetischer Anstrich. Aber klar, neu sieht das schon zur Einweihung eines Gebäudes nicht mehr aus.“
Auch das Weitgutes Ruppert mit Restaurant und Weinverkostung, hoch über Schengen mit einem beeindruckenden Blick auf die Mosel ist ein Entwurf des Architekten Valentiny. Die Gestaltungselemente und die Baustoffe sind analog des Europäischen Museums gewählt, die Funktion perfekt konzipiert.






Hier genießen wir das Abschlussessen unserer wieder interessanten, informativen und wie immer sehr geselligen Studienreise.

Wir sind zuversichtlich, dass der Geist von Schengen weiterhin zu unserer Lebenswirklichkeit gehören wird.